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SPD - Hamburger Programm
Grundsatzprogramm vom 28.10.2007 PDF
#218
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Der Sozialdemokratie ging es in ihrer Geschichte immer darum, neben den rechtlichen auch die materiellen Voraussetzungen der Freiheit, neben der Gleichheit des Rechts auch die Gleichheit der Teilhabe und der Lebenschancen, also soziale Gerechtigkeit, zu erkämpfen.
#219Konservative und Liberale spielen die Grundwerte nicht selten gegeneinander aus: je mehr Freiheit, desto weniger Gerechtigkeit und umgekehrt.
#220Im sozialdemokratischen Verständnis bilden sie eine Einheit.
#221Sie sind gleichwertig und gleichrangig.
#222Vor allem: Sie bedingen, ergänzen, stützen und begrenzen einander.
#223Unser Verständnis der Grundwerte bewahrt uns davor, Freiheit auf die Freiheit des Marktes, Gerechtigkeit auf den Rechtsstaat, Solidarität auf Armenfürsorge zu reduzieren.
#224Freiheit bedeutet die Möglichkeit, selbstbestimmt zu leben.
#225Jeder Mensch ist zur Freiheit berufen und befähigt.
#226Ob er dieser Berufung entsprechend leben kann, entscheidet sich in der Gesellschaft.
#227Er muss frei sein von entwürdigenden Abhängigkeiten, von Not und von Furcht, und er muss die Chance haben, seine Fähigkeiten zu entfalten und in Gesellschaft und Politik verantwortlich mitzuwirken.
#228Nur wer sich sozial ausreichend gesichert weiß, kann seine Freiheit nutzen.
#229Die Freiheit des Einzelnen endet, wo sie die Freiheit des Anderen verletzt.
#230Wer anderen Unfreiheit zumutet, kann auf Dauer selbst nicht frei sein.
#231Gerechtigkeit gründet in der gleichen Würde jedes Menschen.
#232Sie bedeutet gleiche Freiheit und gleiche Lebenschancen, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht.
#233Also meint Gerechtigkeit gleiche Teilhabe an Bildung, Arbeit, sozialer Sicherheit, Kultur und Demokratie, gleichen Zugang zu allen öffentlichen Gütern.
#234Wo die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen die Gesellschaft teilt in solche, die über andere verfügen, und solche, über die verfügt wird, verstößt sie gegen die gleiche Freiheit und ist darum ungerecht.
#235Daher erfordert Gerechtigkeit mehr Gleichheit in der Verteilung von Einkommen, Vermögen und Macht.
#236Denn große Ungleichheiten in deren Verteilung gefährden die Gleichheit der Lebenschancen.
#237Deswegen ist die soziale Demokratie notwendig.
#238Gleiche Lebenschancen bedeuten nicht Gleichmacherei.
#239Im Gegenteil: Sie bieten Raum für die Entfaltung individueller Neigungen und Fähigkeiten.
#240Menschen sind und bleiben verschieden.
#241Aber natürliche Ungleichheiten und soziale Herkünfte dürfen nicht zum sozialen Schicksal werden.
#242Lebenswege dürfen nicht von vornherein festgelegt sein.
#243Wir wenden uns gegen jede Form von Privilegien oder Benachteiligungen aufgrund der Herkunft, des Standes, der Hautfarbe, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Religion.
#244Leistung muss anerkannt und respektiert werden.
#245Gerecht ist eine der Leistung angemessene Verteilung von Einkommen und Vermögen.
#246Eigentum verpflichtet: Wer überdurchschnittlich verdient, mehr Vermögen besitzt als andere, muss auch mehr zum Wohl der Gesellschaft beitragen.
#247Solidarität bedeutet wechselseitige Verbundenheit, Zusammengehörigkeit und Hilfe.
#248Sie ist die Bereitschaft der Menschen, füreinander einzustehen und sich gegenseitig zu helfen.
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